Rückblick Frühjahrssynode 2006

Dekanatsynode beschließt Haushalt und will eigene Stärken deutlicher benennen

[photopress:div_Synodalchor_2006.jpg,thumb,alignleft]Am vergangenen Samstag (11. März 2006) trat die Synode (Kirchenparlament) des Dekanates Bad Schwalbach in der Reformationskirche zusammen. Hauptthemenschwerpunkt war die Kirchenmusik. Dies hatte spürbare Auswirkungen auf den Verlauf der Synode, der ganz anders war, als man es von einer solchen Tagungen gewohnt ist.


Mit einem Weihnachtslied „Vom Himmel hoch…“ wurde der liederreiche Gottesdienst eröffnet. Ein solches Lied mitten in der Fastenzeit hatte den Effekt, dass man sich unwillkürlich den Text genauer anschaute und entdeckte, dass die Musik schon bei der Übermittlung der Weihnachtsbotschaft eine zentrale Rolle spielte und seit jeher eng mit der christlichen Verkündigung verzahnt ist. Vor der Pause versammelte der Rheingauer Dekanatskantor Tassilo Schlenther alle 70 Anwesenden im Kirchenraum; und probte mit ihnen Kirchenmusik ganz praktisch. In einer halben Stunde hatte der Leiter der ‚Neuen Rheingauer Kantorei’, nach einem auflockernden Einsingen, die Kirchenvertreter in einen präsentablen „Synodalchor“ verwandelt, die vierstimmig das Lied „Ich singe Dir mit Herz und Mund“ zum Besten gaben.

Musik verrät viel über Persönlichkeit

„Sag mir was Du hörst und ich sage Dir, wer Du bist“. Mit diesem Satz eröffnete Dekanatskantor Thomas Wächter sein Referat über die Kirchenmusik. Der eigene Musikgeschmack sage viel über die Persönlichkeit aus. „Gerade bei Jugendlichen ist der Musikgeschmack die Grenzlinie zwischen der eigenen Clique und den anderen.“ Die Aufgabe der Kirchenmusik sei es „dem Glauben eine Stimme zu geben“, so Wächter, der seit mittlerweile 10 Jahren im Amt ist. Kirchenmusik habe viele Dimensionen, sie sei tröstend und gemeinschaftsfördernd, sei Therapie sowie Lob und Verkündigung zugleich.

Innerhalb der kirchlichen Veranstaltungen zögen die kirchenmusikalischen Angebote im gesamten Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) über 350.000 Besucher pro Jahr an. Damit gehören die kirchenmusikalischen Angebote zu den meist frequentierten kirchlichen Veranstaltungen. Im Dekanat Bad Schwalbach sind 650 Menschen in insgesamt 25 musikalischen Gruppierungen aktiv. Zu den über 80 Veranstaltungen kommen jährlich etwa 8.000 bis 10.000 Menschen aus der Region.

Haushalt mit großer Mehrheit beschlossen

Die Synode musste sich auch mit eher trockenen Themen befassen, wie dem Haushaltsplan für das laufende Jahr. Die 56 Synodalen genehmigten diesen mit nur drei Enthaltungen. Er umfasst ein Volumen von etwas mehr als einer halben Million Euro. Dabei musste das Dekanat Kürzungen seitens der Landeskirche von insgesamt 10 Prozent mit einkalkulieren. In manchen Sachmittelhaushalten mussten sogar Kürzungen um bis zu 35 Prozent hingenommen werden.

Von dem Etat wird die Arbeit in den 29 Kirchengemeinden mit ihren 34.000 Mitgliedern finanziert sowie Arbeitsfelder wie Kindertagesstätten, Krankenhausseelsorge, Hospizarbeit, Jugendarbeit, Kirchenmusik, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit oder auch die Arbeit mit Behinderten und psychisch Kranken.

Prioritätendiskussion und stärkere Vernetzung von Gemeinden

In seinem Bericht wies Dekan Klaus Schmid auf die Sorgen bereitende demographische Entwicklung in Hessen hin. Laut Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker werden in den nächsten 20 Jahren allein aus demographischen Gründen 300.000 Menschen weniger der EKHN angehören. Das Bestehen der Kirche hänge aber nicht vom Geld „sondern vom Wirken des Heiligen Geistes ab“, so der Dekan. In Zukunft müsse die Evangelische Kirche deshalb noch stärker ihre Schwerpunkte deutlich machen und gleichzeitig die Bereiche benennen, wo man sich in Zukunft zurückziehen wolle.

Kooperationen zwischen Gemeinden und Dekanaten werde dabei ebenso eine immer größere Rolle zukommen, wie gemeinsamen Projekte. Positive Erfahrungen, etwa beim Kinderkirchentag oder dem Konfirmandentag bestätigten dies. Die Nutzung von Synergien und das Ausweichen auf andere Einnahmeformen als der Kirchensteuer seien zwingende Handlungsbedarfe der nahen Zukunft, so Schmid weiter. “Wir brauchen den Mut, auch finanziell für unsere Arbeit zu werben, auf Menschen zu zugehen, unsere Arbeit auch sponsoren zu lassen.“

Um sich dem Thema Sponsoring und Fundraising stärker zu widmen soll demnächst ein eigener Arbeitskreis aus Fachleuten gegründet werden. Eine konkrete Umsetzung ist schon für den Dekanatskonfirmandentag am 23. September geplant. Ziel sei es, dass die über 300 Konfirmanden selbst, mithilfe eines Startkapitals, durch kreative Aktionen und Projekte bis zu € 5.000 für Ihren Tag einwerben.

Hintergrund

Die Dekanatssynode ist eine Art Kirchenparlament des Dekanates mit Vertretern aus allen 29 Kirchengemeinden. Das Dekanat Bad Schwalbach erstreckt sich von Rüdesheim über den Untertaunus bis hoch nach Hohenstein und deckt auf 516 km² fast das gesamte Gebiet des Rheingaus und des Untertaunus ab. Die Synode tagt zwei bis viermal im Jahr und wird zwischendurch vom Dekanatssynodalvorstand geführt. Vorsitzende der Synode ist die ehemalige Leiterin des Gesundheitsamtes Dr. Käte Hoffmann.

Der Autor:
Christian Weise ist Öffentlichkeitsbeauftragter der Ev. Dekanate Idstein und Bad Schwalbach